veröffentlicht am 25.04.2024

Wer singt, braucht keine Therapeuten

Ein Besuch bei den Proben der aktuellen Chorleiter-Akademie öffnet nicht nur die Augen, sondern auch das Herz.

Wer singt, braucht keine Therapeuten

Als Redakteur bekommt man ab und zu die Chance, hinter Kulissen zu blicken und ganz besondere Momente miterleben zu dürfen. So hatte ich die Gelegenheit, bei einer Probe der Chorleiterausbildung dabei zu sein und anschließend mit den Teilnehmer:innen ein Gespräch über das Leben, Singen und die Ausbildung zu führen.

Eines habe ich schon beim Betreten des Raumes erkannt: Die Chorleiterausbildung ist weit mehr als Dirigieren lernen. Eines der neuesten Chormitglieder erzählt: „Meine Nachbarinnen haben mich mitgenommen … Ich habe seitdem so eine Lebensfreude. Es ist ein Crescendo bis zur Mitte der Woche, wenn wir Probe haben. Ich bin beschenkt und einfach nur glücklich, obwohl ich keine ausgebildete Sängerin bin. Ich bin so getragen von diesen engagierten Menschen.” C. H-Zenz.

Entscheidung für die Ausbildung
Auf meine Frage, warum die Teilnehmer:innen sich für dieses Modul entschieden haben, kam einhellig: Weil es einfach guttut. Von links nach rechts tönte es: Egal, wie es mir vor dem Chor geht, danach gehts mir immer gut. Und wenn es mir gut gegangen ist, dann geht es mir danach besser. Es sind sich auch alle einig, dass man beim Chorleiten unglaublich viel zurückbekommt. Die Energie, die man einfließen lässt, fließt sofort wieder zurück. Es treffen Menschen aufeinander, die im Alltag vielleicht nie etwas miteinander zu tun hätten. Eine wunderbare Art der Integration meint Helmut Zeilner, Fachgruppenleiter für Gesang & Chor, Ausbilder für Sänger & Chorleiter:innen am Musikum und Landeschorleiter des Salzburger Chorverbandes, und ergänzt: „Sport und Musik sind die beiden verbindendsten Sachen, die Menschen auf unterschiedliche Art und Weise zusammenführen.”

Bereit sein, sich einzulassen
Aber nicht nur das Singen ist Inspiration. Auch das Unterrichten selbst: So meint eine Teilnehmerin: „Wenn man am Abend nicht mehr so frisch ist, dann ist es z. B. wunderschön, wenn einem beim Dirigieren etwas Neues gelingt. Man geht mit viel mehr Energie raus, als man reingekommen ist. Es geht auch nicht darum, welches Level man hat. Es geht nur darum, ob man bereit ist, sich einzulassen” und eine andere Teilnehmerin ergänzt: „Wir haben auf unterschiedlichen Levels gestartet und jeder hat auf seinem Level einen Schritt gemacht. Jeder lernt von jedem. Egal, ob blutiger Anfänger oder erfahrener Chorsänger. Man kann von jedem etwas mitnehmen und etwas lernen.”

Das Gemeinsame schweißt zusammen
Es herrscht in der Chorleiterausbildung eine wertschätzende Atmosphäre. Viele erzählen, dass sich in den drei Jahren ein Gemeinschaftsgefühl entwickelt und eine ganz spezielle Energie entsteht. „Man lernt sich verdammt gut kennen, verwandelt sich und es verändert einen“, subsumiert einer der Teilnehmer und ein zweiter ergänzt: „Es sind alle Altersklassen vertreten, das Gemeinsame schweißt zusammen - privat und beruflich.” Einigkeit herrscht auch darin, dass die Chorleiterausbildung eine fordernde ist. Eine der Teilnehmer:innen fasst es so zusammen: „Das muss man üben wie Geige oder Klavier. Jede Bewegung hat Auswirkung auf den Klang. Es sind so viele Kleinigkeiten, die ein Gesamtbild ergeben. Diese Erkenntnis ist irrsinnig wertvoll.”

Singen macht seelisch gesünder
Chorleiter Helmut Zeilner meint: „Singen würde jeder Mensch brauchen. Man wird im Leben mit vielem konfrontiert und manchmal reicht die Sprache nicht aus, um alles loszuwerden. Die Singstimme schafft einen Kanal, wo man Sachen reinlegen kann, die wir über die Sprache alleine nicht ausdrücken können. Wer singt, braucht keinen Therapeuten. Singen macht seelisch gesünder, denn mit Singen kann man sich beleben oder befreien. Gerade die befreiende Kraft des Singens ist unendlich groß.“ Die Gruppe nickt zustimmend und ein Teilnehmer meint in die Runde: „Singen ist genauso befreiend wie Körperarbeit. Wenn man zwei Stunden gesungen hat, dann kann man bequem schlafen gehen.”

Wer einmal hineinschnuppern möchte, wie es bei einer Probe zugeht und welche Feinheiten entscheiden, kann hier einen kurzen Einblick bekommen.
Helmut Zeilner mit den Männern:
:

Helmut Zeilner mit den Frauen:

Und so hat es am Ende der Probe ausgeschaut (Auszug):

P.s. Der nächste Kurs startet schon im Herbst 2024 (in der Stadt oder in St. Johann)!

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